Triathlon zwischen Watt und Windmühlen in Westfriesland

Erfolgreiche Freie Schwimmer beim Ironman 70.3, 4-18-4 und beim Ironkids Westfriesland 2023

Fünf Freie Schwimmer sind im Juni nach Nord-Holland gereist, um auf der Mittel- und Sprintdistanz ein triathletisches Sommerwochenende zu erleben. Tri-Kids-Trainerin Melanie Ragot mit dem Nachwuchs Merlin und Séraphine, sowie die Tri Oldies Frank Gerhard und Michael Wagner waren im Land der Windmühlen und Polder am Start.

Zuerst startete Séraphine am Freitag (23.06.) beim Ironkids Event über 175 Meter Schwimmen, ≈5.000 Meter Rad fahren und ≈3.000 Meter Laufen. Sie kam mit Abstand als Erste vor Jungs wie Mädels aus der Nordsee, wurde auch auf dem Rad nur von einem Teilnehmer überholt und erst auf der Laufstrecke von einigen Jungs eingeholt, jedoch nur von einem Mädchen. So wurde Séraphine stolze Zweite in der AK W 14/15 und hätte mit dieser Leistung auch bei den Jungs noch eine gute Figur abgegeben. Hut ab!

Die Wettbewerbe der „Großen“ fanden erst am Sonntag statt, der heiß werden sollte. Frank und Michael liefen um 7:30 Uhr in die kühle Nordsee. Nach 1.900 Metern (43:28 min für Frank und 34:57 min für Michael) ging es auf die Räder und über die Deiche, was beiden richtig Spaß gemacht hat, wie zu erfahren war. Die Zeiten lassen sich jedenfalls sehen: 2:50 h und 2:35 h. Frank musst der Hitze Tribut zollen und das Rennen nach 2 Laufkilometern beenden, Michael finishte in 5:40:18 auf Rang 67 von 130.

Etwas verspätet ging es dann um 9:00 Uhr für Mutter und Sohn auf die Strecke. Hier Melanies Erlebnisbericht: „Merlin wurde vom Sprecher als jüngster Teilnehmer vorgestellt und kurz vor dem Rennen interviewt. Zum Start stellten wir uns direkt in die erste Reihe. Der Renndirektor erklärte uns noch einmal die Strecke im Wasser genau, weil er meinte, wenn die ersten richtig schwimmen, dann folgen alle anderen auch richtig. Ich sagte ihm, dass Merlin als erster rauskommen wird und uns allen davon schwimmt. So war es dann auch. Merlin stieg nach ca. 400m Schwimmen mit der schnellsten Schwimmzeit aus dem Wasser, nicht ganz so dicht gefolgt von seiner Mutter an zweiter Stelle mit knapp 40 Sekunden Abstand. Ich sah ihn in der Wechselzone noch zu seinem Rad laufen und wünschte ihm viel Glück.“ Mit dem Swimsplit haben die zwei eine gute Visitenkarte für die Freien Schwimmer Düsseldorf abgegeben, möchte man meinen.

Dann ging es mit den Teilnehmern der Olympischen Distanz auf die Radstrecke, die zeitgleich aus dem Wasser gekommen waren. Nach einer wunderschönen Fahrt über den Deich am Markermeer (kein Deich ist schön wie der Löricker Deich am Rhein beim Stadtwerke Düsseldorf Familientriathlon 😉 )  passierte, womit man bei jedem Triathlon rechnen muss: nämlich etwas, mit dem einfach nicht gerechnet hat. In diesem Fall leider mit weitreichenden Konsequenzen: „Die Radstrecke sollte sich zwischen Sprintdistanz und allen anderen Distanzen teilen. Leider waren die Helfer an dieser Stelle anscheinend nicht auf uns schnelle Sprintdistanzler vorbereitet gewesen, so dass die Radstrecke unserer Distanz noch mit Absperrungen versehen war! Es gab auch keinen Ordner! Merlin und ich fuhren also an unserer Abzweigung vorbei. Ich merkte den Fehler zwei Absperrungen später und konnte gerade so noch auf die Strecke fahren. Aber war das überhaupt die Strecke? Ich radelte durch einen hübschen kleinen Ort, der so gar nicht nach Radstrecke eines Ironman Rennens anmutete. Vor und hinter mir waren keine Mitstreiter zu sehen und es gab keine Beschilderung. Ich musste mich bei den Ordnern durchfragen. Ich nahm es mit Humor und stellte mich schon darauf ein, mich komplett verfahren zu haben, als mich auf den letzten 4km dann doch noch ein Teilnehmer überholte – oder war das nur einer der Radler und E-Biker, die sich ebenfalls auf der Strecke befanden? Von Merlin war jedenfalls weit und breit nichts zu sehen. Irgendwie verschlug es mich zurück in die Wechselzone, wo von ihm auch keine Spur war: Sein Wechselplatz war leer. Er musste also noch unterwegs sein, auf der Radstrecke der Olympischen Distanz.“

Trotz der Radodysseee war Melanie als schnellste Frau auf die Laufstrecke gegangen, was sie zu ihrer Verwunderung an dem Begleitfahrrad neben ihr und den frenetisch anfeuernden Zuschauern am Streckenrand erkannte. „Ich lief wie im Rausch. Die Temperaturen waren zu diesem Zeitpunkt schon recht hoch, so dass ich mich an jeder Verpflegungsstelle mit Wasser abkühlen musste. Als ich nach einem Wendepunkt sah, wie wenig Läufer überhaupt vor mir waren und welch großen Abstand ich zur zweiten Frau hatte, bekam ich eine Gänsehaut. Kurz vor dem Ziel ging es noch einmal durch die von Zuschauern gesäumten Gassen von Hoorn und als ich nach knapp fünf Kilometern über die letzte Brücke lief, die Richtung Ziel führte, war ich einfach nur sprachlos. Ich bekam einen Zieleinlauf, den ich mir im Leben nie erträumt hätte. Ich lief unter großem Applaus über den roten Teppich. Und dann wartete auf mich das Zielband welches ich als schnellste Frau in Empfang nehmen und hochhalten durfte.“

Merlin kam 20 Minuten später ins Ziel. Tatsächlich war er an allen Absperrungen vorbei und insgesamt 10km zu viel gefahren. Er hat jedoch bis zum Ende des Rennens wirklich gekämpft und kam schließlich mit der fünftschnellsten Laufzeit aller Teilnehmer ins Ziel. Durch die zu viel gefahrenen Radkilometer verpasste er leider das Podium. Merlin nahm es mit einem Lächeln und verbuchte es unter besonderer Wettkampferfahrung.   

Ein echtes Triathlonabenteuer, das Familie Ragot so schnell nicht vergessen wird.